Über Discjockeys - Teil 1 - Wie wird man Discjockey
Ein Discjockey, Diskjockey oder auch Disc Jockey, kurz DJ, ist jemand, der die Absicht hat, einen Personenkreis mit auf Tonträgern gespeicherter Musik zu unterhalten. Für Frauen hat sich der Begriff DJane durchgesetzt.
Es wird sicher keinen überraschen, dass dieser Begriff in den USA entstand. Geprägt wurde er bereits Anfang der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts im Bereich Airplay, gemeint sind die ersten Radio-DJs, die Musiksendungen moderierten und in ihrem Studio Schellackplatten spielten. Vinyl gibt es ja erst seit 1948.
Der Beruf eines Discjockey ist einer der wenigen Berufe in Deutschland, die keinerlei Qualifikation erfordern. Er gehört zu den freien Berufen, wie Maler oder Schriftsteller, die auch nicht zwingend einen Gewerbebetrieb anmelden müssen. Wenn ich mich hier als Berufs-DJ vermarkte, heißt das nicht, dass es bei mir anders ist. Für mich bedeutet das, dass ich es nicht als Hobby betreibe und über die Woche noch ein Arbeitsverhältnis habe, sondern als Servicedienstleister für jeden gewünschten Tag zur Verfügung stehe und meine Aufträge professionell vorbereite und ausführe.
Im Gegensatz dazu kann es passieren, dass ein gebuchter DJ mit Notebook und PC-Lautsprechern erscheint und mit WinAmp ein paar Titel von schlechter Qualität abspielt. Der Kunde hätte nicht mal Anspruch auf Gagenminderung, denn meiner mehrjährigen Erfahrung nach interessiert sich kein Kunde für technische Details oder besteht gar auf entsprechende Vereinbarungen.
Um für jedermann deutlich die Spreu vom Weizen trennen zu können, hat sich mein Berufsverband seit mehreren Jahren als oberstes Ziel gesetzt, den Beruf des Discjockeys als "Fachkraft für Musik-Entertainment" als Ausbildungsberuf oder IHK-Zertifikat zu etablieren. In Deutschland gibt es bereits verschiedene DJ Schulen, die in Wochenlehrgängen mit unterschiedlichen Schwerpunkten Fachwissen vermitteln. Jedoch hat keines dieser Programme eine anerkannte Zertifizierung, sodass so ein Abschluss nicht wirklich ein Qualitätsmerkmal für den DJ ist. Außerdem gibt es den DJ-Führerschein. Das ist jedoch lediglich ein Nachweis darüber, dass ein DJ erfolgreich ein Lärmschutzseminar absolviert hat.
Selbst die Mitgliedschaft im Berufsverband Discjockey e.V. ist kein eindeutiges Qualitätsmerkmal - jedoch tauschen sich die Mitglieder direkt oder über soziale Medien aus und sagen sich sehr deutlich, wo die Messlatte für Qualitätsstandards hängt. Auch Informationen über relevante Gesetzesänderungen gibt es auf diesem Weg. Ich bin mir sehr sicher, dass man unter den Mitgliedern des Berufsverbandes den oben als Negativ-Beispiel erwähnten WinAmp-DJ nicht finden wird.
In der DDR war der amerikanische Slang ja verpöhnt, darum hießen die
DJs dort Schallplattenunterhalter. Werden konnte man das nur nach einem
absolvierten Lehrgang und anschließender Einstufung durch eine staatliche
Stelle. Diese Einstufung musste in regelmäßigen Abständen wiederholt werden
und man konnte die als direktes Qualitätssiegel ansehen. Schade, dass dieses
System gleichzeitig mit der DDR beerdigt wurde!
Kurios dabei ist, dass
nahezu kein Schallplattenunterhalter tatsächlich live mit Schallplatten
arbeitete, denn diese wurden als Unikate angesehen und konnten im Fall einer
Beschädigung nicht nachgekauft werden. Die tanzbaren Titel wurden darum
auf Magnetbänder (Spulentonbänder, später Musikkassetten) kopiert und davon
aufgeführt.