Über Discjockeys - Teil 2 - Die verschiedenen DJs
In einem anderen Beitrag habe ich erklärt, dass ein DJ ein Musikunterhalter ist. Aber genauso vielfältig wie die Musik, ist auch die Bandbreite der Discjockeys. Darum soll es in diesem Beitrag gehen.
DJs, die jeder kennt
Jeder kennt die großen Namen: Avicii, Calvin Harris, Tiësto, David Guetta - um nur einige zu nennen. Auch wenn ich sie gerne mit einem Augenzwinkern als Kollegen bezeichne, ist das eine ganz andere Liga. Diese Leute produzieren die EDM-Stücke, die schließlich von anderen DJs gespielt werden. Sie beherrschen selbst Instrumente, mit denen Musikpassagen eingespielt werden. Ansonsten bedienen sie sich Gastmusiker und Gastsänger, um ihren Werken den nötigen Schliff zu verleihen. Das sind Menschen, die in ihrem Tonstudio wohnen und von Agenturen für Gigs rund um die Welt gebucht werden. Sie spielen dann vor tausenden Leuten oder in ganz exklusiven Clubs.
EDM steht übrigens für Electronic Dance Music = elektronische Tanzmusik.
Der EDM-DJ
Bleiben wir doch gleich beim EDM-DJ. Dieser spielt die Werke der Großen und mixt sie beatgenau hintereinander. Je nach Kreativität werden zusätzlich Musikpassagen und musikalische oder Scratch-Effekte darübergelegt. Es gibt sogar spezialisierte Scratch-DJs. Auch in dieser Liga findet man die richtig Guten häufig am Computer oder Studio, wo dann bekannte Werke im Auftrag oder mit Genehmigung des Rechteinhabers tanzbar gemixt und vermarktet werden (Soundso Club RMX) oder zu eigenen Promotionzwecken und ohne Wissen der Rechteinhabers (Soundso Bootlegs).
EDM-DJs haben meistens feste Sets, die es nicht erlauben, spontan Musikwünsche zu erfüllen, wenn diese nicht unmittelbarer Bestandteil eines der Sets sind. Die beatgenauen Übergänge bringen natürlich mit sich, dass über längere Zeit derselbe Takt läuft. Man kann ohne Unterbrechung durchtanzen, teils erkennt man nicht mal die Übergänge. Das ist purer Clubdance. Moderationen sind hier unüblich.
Solche Sets sind für den Paartanz ungeeignet und der andauernd gleiche Takt wird von Menschen, die sich nicht zur Party-People-Generation zugehörig fühlen, als unangenehm empfunden. Darum sollte bei Veranstaltungen mit Gästen unterschiedlicher Generationen der EDM-Stil nicht dominieren.
Sie kennen eine solches Format vielleicht von Ihrem AC-Radiosender in den Wochenendnächten, viele chartorientierte Sender bringen dann eine Partysendung, verwenden hier aber äußerst bekannte Titel zum Mixen.
Der Radio-DJ
Ach, Radio ist ein gutes Stichwort! Die Radio-DJs, die eigentlich die Urväter sind, sind in Deutschland eher am Aussterben. Der Radio-DJ hatte früher ein Studio mit zwei oder mehr Plattenspielern sowie einem Mischpult und betrat es mit seiner Auswahl Platten unterm Arm. Er hatte völlige Freiheit bei der Gestaltung seiner Sendungen, moderierte frei und legte selbst seine Platten auf. Hauptsache war, die Zielgruppe wurde angesprochen und die Werbung wurde rechtzeitig gesendet. Die DJs besuchten auch nicht selten ihre Zielgruppe direkt vor Ort. Die Kultstars von Jugend- oder Chartsendungen gingen in die Schulen und legten in der Aula für Schüler und Lehrer auf. Diese Sendungen wurden dann auch live im Radio übertragen.
In der heutigen Zeit wird zwar immer noch ein Bezug zwischen Moderator und Musik suggeriert, jedoch hat der Mann am Mikrofon nur noch in Ausnahmefällen tatsächlich Einfluss auf die Musik. In Wirklichkeit wird diese von einer Musikredaktion nach streng marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgesucht. Der frühere DJ ist jetzt nur noch ein Moderator. Bedauerlich finde ich, dass auch das Niveau der Moderationen mehr und mehr auf der Strecke bleibt. Einige Sender scheinen derart sparen zu müssen, sodass sie sich nicht mal Moderatoren mit Hauptschulabschluss leisten können - zumindest vermitteln deren sprachliche Qualitäten diesen Eindruck.
Wirkliche Radio-DJs gibt es allerdings bei der Vielzahl nichtkommerzieller Internet-Radiostationen, die seit der Einführung der Breitband-Internetzugänge (DSL) Anfang der 2000er in Deutschland aus dem Boden schossen. Da der Betrieb einer Radiostation regelmäßige Kosten verursacht, aber in diesem Segment keinerlei Einnahmen entgegenstehen, herscht hier ein ständiges Kommen und Gehen bei den Stationen. Deren DJs arbeiten unentgeltlich innerhalb ihrer Freizeit, meist vom heimischen PC aus. Leider erreichen diese Sendungen technisch und gestalterisch selten Profi-Qualität, denn unter derartigen Voraussetzungen findet man kaum gutes und motiviertes Personal, das auch noch im Besitz hochwertiger Technik ist.
Der Allround-DJ
Ein Allround-DJ hat -abhängig von seinem Alter- mehr oder weniger umfangreiche Kenntnisse aus allen Musikepochen und den in der jeweiligen Zeit gängigen Musikrichtungen. Er ist in der Lage, ein Publikum jeden Alters zu unterhalten, greift auf Kundenwunsch auch auf weniger gängige Musikrichtungen zurück, beherrscht die Grundlagen des Mixings und weiß Wünsche nach Standardtänzen und Latein zu bedienen. Mit ihm sind Partys denkbar, die mit klassischer Musik zum Essen beginnen und mit Heavy Metal enden. Auch mit dem Mikrofon steht er nicht auf Kriegsfuß, er ist in der Lage, den nächsten Programmpunkt anzukündigen oder auch ein Spiel zu moderieren.
Ein guter Allround-DJ vergräbt sich nicht hinter einem Berg Technik, sondern er liest die Stimmung des Publikums und vermag sie vorrangig mit Musik aber auch mit anderen Mitteln in die gewünschte Richtung zu beeinflussen.
Gewöhnlich fehlt ihm aber jegliche Spezialisierung auf eine bestimmte Musikrichtung, seine Spezialisierung besteht darin, ein breites Repertoire zu haben.
Der Club-DJ
Die Bezeichnung resultiert aus dem Arbeitsplatz dieses DJs, dem Club, früher als Diskothek bezeichnet. Das ist der Typ auf der Kanzel. Der Club muss nicht unbedingt in einem festen Gebäude sein, es geht auch schwimmend auf einem Kreuzfahrtschiff. Je nach musikalischer Ausrichtung des Clubs und der Zielgruppe kann das ein EDM-DJ oder auch ein Allround-DJ sein. Gängig ist die Praxis, dass sich Club-DJs nach 2...3 Stunden am Pult ablösen.
Die meisten Clubs haben einen Resident-DJ, das ist meistens der Star des Clubs, der die meisten Veranstaltungen bzw. die längsten Sets spielt und mit seinem Stil die Richtung auch für andere DJs des Clubs vorgibt. Club-DJs benötigen kein eigenes Equipment, dafür und für die Beschaffung der Musik sorgt der Besitzer des Clubs. So zumindest die Theorie!
Der mobile DJ
Der mobile Discjockey ist quasi der Gegenpart zum Club-DJ. Beim Club kommt der Gast zur Musik, hier kommt die Musik zum Gast. Der mobile Discjockey hat meistens ein eigenes Equipment für Musik und Lichteffekte. Das kann im Kofferraum eines Kleinwagens Platz finden und innerhalb einer halben Stunde für eine kleine private Party aufgebaut werden. Es kann aber auch so umfangreich sein, dass es mit einem oder mehreren Lkws transportiert werden muss und mit ein paar Helfern ein leerer Saal oder eine Halle innerhalb von mehreren Stunden in einen Dance-Club verwandelt werden kann.
Der mobile DJ ist aufgrund der üblichen Nachfrage in der Regel ein Allround-DJ, der auf privaten Partys, wie Hochzeiten oder Jubiläen spielt, aber auch auf Volksfesten, Silvesterpartys und Bällen.
Der Event-DJ
Der Event-DJ ist eines der Rädchen im großen Getriebe eines Events. Bei Events ist eine perfekte Zusammenarbeit zwischen Musikern, Bands, offiziellen Rednern, Moderatoren, Unterhaltungskünstlern und und und gefragt. Der Event-DJ untermalt Empfänge und Mahlzeiten mit Hintergrundmusik, füllt Pausen zwischen den Programmpunkten, Spielpausen der Musiker, liefert das Halbplayback für Sänger, die Einspieler für Unterhaltungskünstler, die Musik für Tanzdarbietungen und arbeitet perfekt mit dem Moderator zusammen. Auf kleineren Events übernimmt er auch selbst die Rolle des Moderators. Da Events häufig mit einer Tanzveranstaltung ausklingen, ist hier in erster Linie der DJ gefragt.
Der Alleinunterhalter
Ein reiner Alleinunterhalter hat in dieser Aufzählung nichts zu suchen, denn hier geht es um DJs. Ich kenne aber eine Vielzahl von DJ-Kollegen, die zusätzlich ihre künstlerischen Fähigkeiten nutzen. Sie singen, sie spielen ein Instrument, sie schlüpfen in verschiedene Rollen und Verkleidungen, spielen Comedy oder machen Kinderanimation. Außerdem sind sie gute Allround-DJs und kombinieren ihre Talente phantastisch miteinander, abhängig von der Stimmung ihres Publikums.
Ich kenne aber auch DJ-Kollegen, die sich so vor den Gästen produzieren -nur schlechter- und obwohl sie nur als DJ gebucht wurden. Mit einer schlechten Performance kann man eine Veranstaltung schnell zerstören.
Der Videojockey
Ein wenig streiten sich die Experten, ob bereits Konzertmitschnitte aus den 1960er Jahren als Musikvideo-Clips einzustufen sind. Unbestritten ist, dass das gezielt produzierte Video von Queen's "Bohemian Rhapsody" im Jahr 1975 neue Maßstäbe für die Vermarktung von Musik setzte. Jedoch spätestens seit dem Sendestart von MTV am 01.08.1981 kommt kein Künstler, der in die Charts will, an einem Musikvideo vorbei.
Parallel dazu etablierte sich der Begriff des Videojockeys, kurz: VJ. Das sind ursprünglich die Leute, die im Musikfernsehen die Sendeformate moderieren. Der Begriff wird auch außerhalb der Fernsehlandschaft verwendet. Hier handelt es sich um Discjockeys aus einer der vorgenannten "Schubladen", die sich zusätzlich darauf spezialisiert haben, Musikvideo-Clips während der Veranstaltungen zu spielen. Je nach örtlichen und technischen Voraussetzungen wird das Musikvideo auf eine Leinwand projiziert bzw. über große Flatscreens oder Videowände wiedergegeben.
Auch wenn diese Unterhaltungsform durchaus ihre Daseinsberechtigung hat, so denke ich, dass sie sich in den kommenden Jahren nicht als Standard für Partys etablieren wird.
Weitere DJs
Diese Aufzählung soll nur einen Überblick über die wichtigsten Kategorien von Discjockeys geben und erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollzähligkeit. Es lassen sich noch viele weitere Schubladen aufziehen, in die man auf irgendeine Weise spezialisierte DJs stecken kann.
Etwas überlegt habe ich, ob ich dem häufig im Internet erwähnten Hochzeits-DJ eine eigene Überschift widnme. Aber ein Hochzeits-DJ ist nur ein Allround- und Event-DJ, der sich vorwiegend oder ausschließlich für Trauungen und Hochzeitsfeiern buchen lässt.
Der EDM-DJ fand bereits Erwähnung. Das ist nur eine der vielen Musikrichtungen und Untergruppen, auf die man sich als DJ spezialisieren kann.
Innerhalb der Branche unterscheidet man gerne auch nach der Art der Abspieltechnik. So glaubt der Vinyl-DJ häufig und unbegründet, der bessere gegenüber dem Digital-DJ zu sein. Meine Erfahrung ist jedoch, dass es den Partygast nicht interessiert, wie die Musik gemacht wird, genauso wenig, ob der DJ mit dem Auto oder dem Bus angereist ist. Gerne wird auch über den Sitze-DJ gefrotzelt. Das ist der Typ, der sich am Tisch sitzend meist hinter einem Berg Technik vergräbt und so gar nicht in der Lage ist, die Stimmung der Gäste wahrzunehmen.
Ob ein DJ neben- oder hauptberuflich arbeitet, ist für den Partygast ebenfalls kaum interessant, jedoch für einen Veranstalter durchaus, wenn seine geplante Veranstaltung nicht an einem Freitag- oder Samstagabend stattfinden soll. Ein hauptberuflicher DJ hat quasi eine durchgehende Verfügbarkeit.